Projekt Verify

Verursacheridentifizierung von marinen Gewässerverunreinigungen durch hochviskose persistente aufschwimmende Produkte mit dem Fokus auf Paraffinen

Im Juni 2016 wurde das BSH-Projekt zur Untersuchung von verölten Vögeln und Strandverölungen sehr erfolgreich abgeschlossen. Durch dieses Projekt wurden neue Erkenntnisse über die Zusammensetzung und Relevanz unterschiedlicher Gewässer- und Strandverschmutzungen gewonnen. Dies führte zu einer Neubewertung bisher vorherrschender Verschmutzungsarten (Öl) und aktuell zunehmender Stoffeinträge (wie Paraffin) in der Meeresumwelt. Die steigende Relevanz des Themas erfordert ein nachhaltiges marines Management. Im Projekt VERIFY (April 2017 – März 2019) (Verursacheridentifizierung von marinen Gewässerverunreinigungen durch hochviskose persistente aufschwimmende Produkte mit dem Fokus auf Paraffinen) untersuchte das BSH daher Möglichkeiten zum umweltforensischen Fingerprinting, also zur möglichst eindeutigen Charakterisierung dieser neuartigen Meeresverunreinigungen. Ziel dabei war es, im Falle von Verschmutzungsereignissen durch diese Stoffe (wie Paraffin) mögliche Verursacher zu identifizieren.

Projektbeschreibung

Weltweit werden Paraffine als flüssiges Massengut per Schiff transportiert und gelangen aufgrund von aktuell (noch) legalen Tankreinigungen in die Meeresumwelt. Bei Paraffinen handelt es sich um aufschwimmende Mineralölprodukte, die vielen als Wachse bekannt sind. Die Transporte und die darauffolgenden Einleitungen der Waschwässer nehmen stetig zu. Diese aktuellen Entwicklungen werden auf internationaler Ebene von der Internationalen Seeschifffahrts-Organisation (IMO) wahrgenommen und diskutiert. Daher besteht die Bestrebung vieler Anrainerstaaten, dass die Einleitung solcher Stoffe in die Meeresumwelt in Zukunft stärker beschnitten oder strafbar sein soll.

Um eine solche Beschränkung oder Verbot zu gewährleisten, müssen analytisch abgesicherte Verfahren entwickelt werden, die Paraffinverschmutzungen eindeutige Verursacher zuordnen können.

Projektziele

  • Ermittlung von Eintragswegen und -mengen von Paraffinen in die Meeresumwelt,
  • Detaillierte chemisch-analytische Charakterisierung der am Strand angespülten Paraffine. Vergleich dieser mit Ladungsproben.

    • Identifikation spezifischer stofflicher Merkmale (Marker), zur eindeutigen Zuordnung möglicher Schiffsladungen,
    • Entwicklung entsprechender chemisch-analytischer Methoden,
    • Erweiterung der Stoffdatenbank und Entwicklung von statistischen Methoden.

Verfahren zur Bewertung der Paraffinzusammensetzung

  • Gaschromatographie (GC) gekoppelt mit Flammenionisationsdetektion (FID) oder Massenspektrometrie (MS) (Substanzidentifikation und Reinheitsbestimmung),
  • Hochleistungsdünnschichtchromatographie (HPTLC),
  • Untersuchung des Gasraumes (HS) mit/ohne Anreicherung mittels Festphasenmikroextraktion (SPME- oder HS-GC-MS/MS),
  • Differenzierung von Kleinstproben aus Plastik oder Paraffinen mittels Infrarotspektroskopie (IR),

Ergebnisse

Im Rahmen des Projektes ist es nicht gelungen, eine einzelne Analytikmethode zur eindeutigen Identifizierung von Paraffin und anderen hochviskosen Floatern zu finden, um Umweltverschmutzungen durch solche Stoffe eindeutig einem Verursacher zuordnen zu können. Dies begründet sich vorrangig darin, dass keine spezifischen Marker identifiziert werden konnten, die eine detaillierte, eindeutige Charakterisierung erlauben.

Auf Basis des aktuellen Wissenstandes scheint es empfehlenswert, eine Kombination der im Projekt aufgezeigten Verfahren zu wählen, um ein Verfahren zur Verursacheridentifizierung aufzubauen. Durch die Nutzung von Informationen aus verschiedenen analytischen Ansätzen könnte es möglich sein, eine Methode zu entwickeln und zu etablieren, die eine Verursacherermittlung von Paraffinen und anderen Floatern nach Vorbild der CEN/TR 15522-2:2012 realisieren kann.