Scrubber Washwater Survey (SWS)

Projekt: Auswirkungen von Waschwasser aus Abgasreinigungsanlagen bei Seeschiffen auf die Meeresumwelt

Seit 2015 gelten in Nord­ und Ostsee Grenzwerte, die einen maximalen Schwefelanteil von 0,1 % im Kraftstoff von Schiffen erlauben (SECAs, Sulphur Emission Control Areas). Alternativ ist der Einsatz von Schwerölen mit einem Schwefelanteil von mehr als 0,1 % zulässig, wenn Schiffsabgasreinigungsanlagen, sogenannte Scrubber, verwendet werden. Diese Technik setzt Seewasser zur Abgaswäsche ein. Das Seewasser wird in offenen Kreislauf-Systemen (open-loop-Systemen) mit wasserlöslichen und partikelgebundenen Schadstoffen angereichert und anschließend wieder ins Meer geleitet. Dadurch wird die Umwelt zumindest in der Umgebung des Schiffes belastet. Bei einem zunehmenden Einsatz dieser Technik, der absehbar ist, kann dies auch zu weiträumigeren Beeinträchtigungen der Umwelt führen.

Das Projekt hat zum Ziel, den Einsatz von Abgasreinigungsanlagen auf Seeschiffen besser bewerten zu können. Wenn umfassendere Informationen zum Einsatz dieser Technik vorliegen, werden außerdem die europäischen und internationalen Regelungen angepasst und verbessert.

Zwischenergebnisse (Stand: Januar 2018)

Eine bereits erstellte Markt- und Datenanalyse zur Nutzung der Scrubbertechnologie wird fortgeführt und weiterentwickelt. Ab 2020 werden global Schwefelgrenzwerte von 0,5 % für Schiffstreibstoffe gelten. Die darauf abgestimmten Anpassungsstrategien der Reedereien werden dabei berücksichtigt.

Für die Beprobung und Untersuchung von Waschwässern aus Scrubbersystemen wurde in der ersten Projektphase ein Probenahme– und Analysekonzept entwickelt und 2017 fertiggestellt. Nationales und internationales Feedback wurde dabei berücksichtigt. Auf Basis dieses Konzeptes wurden zwischen Mai und November 2017 auf Nord- und Ostsee insgesamt 5 Probenahmekampagnen durchgeführt. Es waren Schiffe unterschiedlichen Nutzungstyps im Einsatz. Hierbei sind sowohl Waschwässer aus offenen Kreislauf- (open-loop) als auch geschlossenen (closed-loop) Kreislauf-Systemen beprobt worden.

Insgesamt zeigten sich dabei extreme Unterschiede zwischen Waschwässern einzelner Scrubber-Anlagen untereinander. Die durchgängige Anwendbarkeit bestehender internationaler Standards auf die Scrubberwaschwasseranalytik muss dabei in Teilen erneut grundlegend überprüft werden.

Maßnahmen im Projekt

  • Bestandsaufnahme über den Einsatz von Schiffsabgasreinigungstechniken zur Schwefelminderung in der Seeschifffahrt,
  • Erhebung von Informationen über die zu erwartenden Waschwassermengen und damit die Bereitstellung von Grundlagen für den Ausbau und die Weiterentwicklung der Technik,
  • Untersuchungen des Waschwassers zur detaillierten Benennung der Inhalts­/Schadstoffgehalte,
  • Erhebung von Informationen für eine ökotoxikologische Bewertung der Waschwässer,
  • Durchführung von Messungen in der Meeresumwelt, um Auswirkungen des Einsatzes dieser Technik auf die Umwelt nachzuweisen,
  • Durchführung von (mesoskaligen) Ausbreitungsmodellierungen zum Eintrag des Waschwassers in die Wassersäule, um eine verbesserte Einschätzung von deren räumlicher Wirkung zu ermöglichen.

Die im Projekt erarbeiteten Daten werden zur Beratung internationaler Gremien herangezogen. Das BSH ist gemeinsam mit dem BMVI, dem BMU und dem UBA in diesen Gremien engagiert:

  • Subgroup EGCS (Exhaust Gas Cleaning System),
  • European Sustainable Shipping Forum (ESSF),
  • Marine Environment Protection Committee (MEPC),
  • Internationalen Maritimen Organisation (IMO),
  • Baltic Maritime Environment Protection Commission (HELCOM).

Weiterhin werden damit die nationalen Bestrebungen zur Umsetzung der Meeresstrategie­Rahmenrichtlinie (MSRL) durch die Untersuchung neuer Eintragspfade von Schadstoffen (Scrubberwaschwasser) unterstützt.

Aktuelle Projektarbeiten

Die Waschwässer werden derzeit auf organische Schadstoffe, Schwermetalle, Nährstoffe und weitere Basisparameter untersucht. Seit Anfang 2017 wird eine numerische Modellierung entwickelt, die das Ausbreitungs- und Transportverhalten der Scrubberwaschwässer untersucht. Derzeit erfolgen die Modellvalidierung sowie die Ausarbeitung von Quellkonzepten und Emissionsszenarien.

Das Projekt ist ein vom Umweltbundesamt (UBA) geförderter Umweltforschungsplan (UFOPLAN) und wird vom BSH durchgeführt. BSH-intern sind das BSH-Labor in Hamburg-Sülldorf sowie die Sachgebiete Umweltschutz im Seeverkehr und Operationelle Modelle beteiligt.