OffChEm I+II - Stoffliche Emissionen aus Offshore-Anlagen: Mögliche Einflüsse auf die marine Umwelt und deren Bewertung

Allgemeine Daten zum Auftrag OffChEm I+II

Auftrag OffChEm I+II
Auftraggeber / ProjektträgerBSH
Laufzeit01.05.2017 - 06.07.2021 OffChEm I
01.07.2021 - 30.06.2023 OffChEm II
ForschungsschwerpunktOffshore-Nutzungen
ProjektnummerKT800.M.3.EXP.00001.00
Projektleitung im BSHDr. Ingo Weinberg
AuftragnehmerHelmholtz-Zentrum Geesthacht (HZG), Zentrum für Material- und Küstenforschung GmbH
Auftragsvolumen850.000 Euro OffChEm I
300.000 Euro OffChEm II

Projektbeschreibung

OffChEm I
Der fortschreitende Ausbau der Offshore-Windenergie in der Nord- und Ostsee ist gleichbedeutend mit einem stärker werdenden Eingriff in die Meeresumwelt. Kaum untersucht sind bisher stoffliche Freisetzungen dieser Anlagen. Hier sind vor allem die notwendigen Maßnahmen zum Korrosionsschutz und der Einsatz von Betriebsstoffen zu nennen. Wissenschaftliche Erkenntnisse über die freigesetzten Mengen und deren Verteilung in den jeweiligen Umweltkompartimenten (Wasser, Sediment, Biota) sind derzeit nur wenige vorhanden. Eine umfassende Bewertung der Auswirkungen auf die marine Umwelt ist nach aktuellem Kenntnisstand daher nur eingeschränkt möglich.

Die Verbesserung der Datengrundlage und der verfügbaren Informationen über die von Offshore-Bauwerken ausgehende stoffliche Belastung liefert einen Baustein zu deren Bewertung im Kontext des angestrebten „guten Umweltzustandes“ gemäß Meeresstrategie-Rahmenrichtlinie (MSRL). Sie bietet möglicherweise Ansätze für die Entwicklung von angemessenen und effizienten Maßnahmen und unterstützt in Genehmigungsverfahren von Offshore-Anlagen die Bewertung der Umweltverträglichkeit.

OffChEm II
Der Ausbau der Offshore-Windenergie in der Nord- und Ostsee ist ein wichtiger Bestandteil der Energiewende. Aktuell sind bereits etwa 1500 Windenergieanlagen und 30 Plattformen in Nord- und Ostsee installiert. Die geplanten ambitionierten Ziele der Bundesregierung (40 GW bis 2040) verdeutlichen einen erheblichen weiteren Ausbau.

Dadurch verstärken sich gleichermaßen die Eingriffe in die Meeresumwelt. In Verbindung mit dem technisch notwendigen Korrosionsschutz der Offshore Bauwerke kann es zu stofflichen Einträgen, etwa durch sog. Opferanoden, kommen (z.B. 150-750 kg Anodenmaterial pro Windenergieanlage und Jahr, 1 bis 6 Tonnen pro Plattform und Jahr). Als Genehmigungs- und Vollzugsbehörde für Offshore-Windanlagen sowie im Rahmen der Überwachung von Nord- und Ostsee (Monitoring für MSRL/HELCOM/OSPAR) kann das OffChEm II Projekt wertvolle Erkenntnisse zu den möglichen Umweltauswirkungen aus Korrosionsschutzmaßnahmen an Offshore Anlagen liefern. Damit können die in der Vergangenheit kontrovers geführten Diskussionen weiter versachlicht werden.

Ziele

OffChEm I
Das Ziel des Auftrages ist die Identifikation von Stoffen und Produkten, die bei der Konstruktion und dem Betrieb von Offshore-Anlagen eingesetzt werden und zur Belastung der lokalen beziehungsweise regionalen Meeresumwelt beitragen. Der Fokus liegt hierbei auf Stofffreisetzungen aus Korrosionsschutzmaßnahmen. Nach der Entwicklung von analytischen Methoden sollen die Stoffeinträge in die Meeresumwelt mittels Feldstudien untersucht und qualitativ sowie semiquantitativ eingeschätzt und bewertet werden.


OffChEm II
Die Relevanz und mögliche Auswirkungen stofflicher Einträge aus Opferanoden wurden im Rahmen des BSH F&E Projekts OffChEm I untersucht. In der zweiten Phase des Projekts sollen folgende Aspekte bearbeitet werden:

  • Erweiterte wissenschaftliche Auswertung und Bewertung der bereits gesammelten Daten mittels statistischer Analysen, Ausbreitungsabschätzungen und Anwendung der etablierten Isotopenanalytik, um so eine eindeutige Quellenzuordnung in der Nordsee herzustellen. Dazu sollen ferner weitere im Offshore Bereich gängigen Anodenmaterialien auf ihren Elementgehalte und deren Isotopien bestimmt werden. Hierfür war die bisherige Projektlaufzeit unzureichend.
  • Weitere Durchführung von Schiffskampagnen in der Nordsee: Für eine umfassende Bewertung der möglichen Auswirkungen der Offshore Anlagen ist eine Fortführung der Zeitreihe erforderlich.
  • Erstmalige Durchführung von Schiffskampagnen in der Ostsee: Aufgrund des im Vergleich zur Nordsee geringeren Wasseraustausches und der vergleichsweise hohen Mengen an Anodenmaterial an Offshore Anlagen, ist eine erhöhte Anreicherung der Anodenbestandteile in der Ostsee möglich. Aktuell liegen aus den Ostsee Windparks keinerlei Daten vor. Um die dortige Situation bewerten zu können, sind diese Untersuchungen notwendig.
  • Weitere Untersuchungen des marinen Bewuchses: Durch die etablierte Kooperation mit den Betreibern ist es möglich, im Rahmen ihrer turnusmäßigen Untersuchungen in 2021/2022 Probenmaterial des Bewuchses zu bekommen, welche im Rahmen des OffChEm II untersucht werden sollen. Damit können aktuell vorliegende Befunde auf eine breitere Datenbasis gestellt und zukünftig bewertet werden.

Kontakt

Dr. Ingo Weinberg +49 40 3190-3308