Zur Geschichte der Seekarten

Was sind Seekarten?

Seekarten sind im Vergleich zu Landkarten relativ jung. Ihre Entwicklung war abhängig von den vorhandenen geographischen und technischen Kenntnissen der Tiefenmessung und Navigation sowie den vorhandenen Herstellungstechniken der Kartographie.

Seit wann gibt es Seekarten?

Zunächst gab es auf Erfahrungen und Schätzungen von Seeleuten beruhende Wegbeschreibungen, sogenannte Segelanweisungen, die bis ins Altertum zurückverfolgt werden können. Sie enthielten die notwendigen nautischen Informationen, um sicher von einem Hafen zum anderen zu segeln. In ihnen wurden Eigenarten der Küstengewässer, Fahrwasserverhältnisse, Ansteuerungen, Hafeneinfahrten mit Riffen, Untiefen und Sandbänken oder zur Orientierung wichtige Landmarken gesammelt und weitergegeben. Diese wurden oft mündlich oder mit Hilfe von skizzenartigen Abbildungen überliefert. Zur Orientierung dienten in dieser Zeit Himmelsrichtungen, Sternbilder, Küstenformationen, Naturbedingungen sowie die Angabe von Entfernungen in Tagen und Nächten.

Die ersten Karten, sogenannte Portolankarten, wurden 1270 erstmals erwähnt. Sie stellten überwiegend das Mittelmeer und Südeuropa dar. Die ältesten Segelanweisungen der Küsten von Nord- und Ostsee erschienen um 1450 in Flandern. Sie enthielten die wichtigsten Handelsplätze rund um die Ostsee, die für die in starkem Aufschwung begriffene nordeuropäische Handelsschifffahrt zur Zeit der Hanse von Bedeutung waren.

Vermutlich haben sich niederländische, friesische und hansische Schiffer des 15. und 16. Jahrhunderts gegenseitig von ihren Erfahrungen berichtet. Die so zustande gekommenen Sammlungen wurden zunächst in Schreibstuben vervielfältigt, später durch Druck verbreitet. Zunächst wurden Seekarten und -bücher von privaten Verlagen hergestellt, unter anderem in den Niederlanden und Schweden. Ende des 17. Jahrhunderts verlagerte sich der Schwerpunkt der Seekartenherstellung nach Frankreich, wo der älteste heute noch bestehende hydrographische Dienst gegründet wurde. Weitere hydrographische Dienste wurden auch in den Seefahrernationen Schweden, Dänemark und Großbritannien gegründet.

Seit wann gibt es deutsche Seekarten?

Obwohl es bereits zum Ende des 18. Jahrhunderts erste Ansätze zur Entwicklung von Seekarten der Nord- und Ostsee (vor allem in den Niederlanden und Schweden) gab, war es bis zur Herausgabe deutscher Seekarten noch ein langer Weg. Anfang des 19. Jahrhunderts brachten deutsche Nordseestädte eigene Seekarten heraus, die sich jedoch nur auf die Ansteuerung des eigenen Hafens beschränkten. Sie waren qualitativ nicht mit den Karten anderer Nationen vergleichbar. Die älteste Karte im Seekartenarchiv des BSH aus dem Jahr 1825 ist ein gutes Beispiel dafür.

Das änderte sich erst, als man in Deutschland begann, von Seiten des preußischen Staates Seekarten herauszugeben. Das Preußische Ministerium des Handels veröffentlichte 1841 bis 1843 „Preußens See-Atlas“ der Ostsee, die Preußische Admiralität 1858 bis 1859 den „See-Atlas der Jade-, Weser- und Elb-Mündungen“. Ab 1861 übernahm das beim Preußischen Marineministerium errichtete Hydrographische Bureau die Verantwortung für die Erstellung und Herausgabe deutscher Seekarten.

Im Jahr 1902 bewilligte der Reichstag 2 Millionen Reichsmark, um das deutsche Seekartenwerk in den folgenden zehn Jahren auf 2.400 Seekarten zu erweitern. Zu Beginn des 1. Weltkrieges lagen davon 508 Seekarten vor, bis 1918 war die Zahl der Karten auf 664 gestiegen. Im Jahr 1963 bestand das Seekartenwerk des Deutschen Hydrographischen Instituts aus 931 Seekarten.

Wie bekommen Seekarten ihre Nummern?

Es gibt keine einheitliche und logische Ordnungsstruktur der Seekarten. Manche Karten (vor allem Zufahrten zu wichtigen deutschen Nordseehäfen) haben von Beginn an die gleiche Nummer, bei anderen Gebieten hat sich die Kartennummer mehrfach geändert. Zudem wurden Kartennummern im Laufe der Jahre für verschiedene Seegebiete verwendet. Daher ist für die Recherche neben der Kartennummer auch die Angabe des Seegebietes notwendig. Der Veröffentlichungsverlauf einer Karte kann mit Hilfe der gedruckten Seekartenkataloge nachvollzogen werden und ist im Online-Katalog verzeichnet.

Was bedeuten die Symbole und Abkürzungen?

Viele Seeleute konnten früher nicht sehr gut lesen und schreiben. Daher spielten grafische Darstellungen eine wichtige Rolle in Seekarten und den dazugehörigen Seehandbüchern.

Seit 1883 gab es Übersichten über die in deutschen Seekarten verwendeten Symbole und Abkürzungen. Heutzutage werden die in Seekarten enthaltenen Zeichen und Abkürzungen international einheitlich verwendet.

Erklärung der Abkürzungen und Zeichen in den vom Hydrographischen Amt der Admiralität herausgegebenen Karten (1883) (PDF, 873KB, Datei ist nicht barrierefrei)

Wichtige Zeichen und Abkürzungen: Auswahl aus Karte 1 (PDF, 5MB, Datei ist nicht barrierefrei)

Internationale Seekarten

Seekarten galten früher als besonders wertvolle Informationen. Ihre Herstellung war teuer und aufwändig. Während die Seekarten heute immer zweisprachig in Englisch und der jeweiligen Landessprache erscheinen, war es früher wichtig, dass die Seeleute die vorhandenen Karten auch lesen konnten. So war ein Ziel der 1902 beschlossenen Erweiterung des deutschen Seekartenwerks die Erstellung „deutscher Karten für deutsche Seeleute“. Die Seegebiete vieler ehemaliger deutscher Kolonien wurden zu Beginn des 20. Jahrhunderts erstmals von deutschen Schiffen vermessen.

Bis 1994 veröffentlichte das BSH Seekarten von Seegebieten in aller Welt. Da deutsche Vermessungsschiffe jedoch überwiegend deutsche Gewässer befuhren, gab und gibt es im Interesse der Sicherheit des Schiffsverkehrs einen regen Informations- und Datenaustausch zwischen den hydrographischen Diensten. So entwickelte sich mit der Zeit ein internationales Seekartenwerk. Gemäß internationalen Vereinbarungen gibt jedes Land Karten der eigenen Küste heraus, die internationalen Standards entsprechen. Ab 1994 wurden die deutschen Karten internationaler Gewässer vom BSH nach und nach eingezogen. Seit 2015 stellt das BSH nur noch Karten der deutschen Küsten der Nord- und Ostsee und angrenzender ausländischer Gebiete her.

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