Das 1. Internationale Polarjahr (IPY) 1882-1883

Georg von Neumayers Interesse galt über viele Jahrzehnte hinweg der Erforschung des Südpols. Auf dem 1. Geographentag 1865 in Frankfurt am Main setzte er sich, zunächst erfolglos, für eine Südpolarexpedition ein.
Es gelang ihm, die Unterstützung Wilhelm von Tegetthoffs (1827-1871) zu gewinnen, der ihm die Leitung einer Forschungsfahrt in die Antarktis zusagte, deren Durchführung allerdings durch den Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 und den Tod Tegetthoffs 1871 vereitelt wurde.

Stattdessen fand, auch aufgrund der aktiven Unterstützung von Neumayer, 1874 die deutsche „Gazelle“-Expedition zu den Kerguelen statt, die unter anderem die Venus-Durchgänge vor der Sonne erforschen sollte. Diese Fahrt kann als Vorbereitung zu weiteren deutschen Südpolar-Expeditionen angesehen werden.

Die Teilnehmer des 2. Internationalen Meteorologen-Kongresses 1879 in Rom beschlossen, die Organisation der Nord- und Südpolarforschung einer noch zu gründenden „Internationalen Polar-Kommission“ zu übertragen.

An der ersten Sitzung dieser Kommission am 1. Oktober 1879 im Seemannshaus in Hamburg nahmen die Niederlande, Dänemark, Russland, Frankreich, Norwegen, Deutschland und Schweden teil. Neumayer wurde zum ersten Vorsitzenden gewählt. Zu dieser Zeit wurde von den Wissenschaftlern sowohl die geographische Ausrichtung, nämlich die Förderung der Nord- oder Südpolarerforschung, als auch das methodische Vorgehen, Durchführung von Expeditionen oder Errichtung von festen, auf Dauer angelegten Forschungsstationen intensiv diskutiert.

Aufgrund unterschiedlicher Forschungsansätze und auch wegen Querelen um die Finanzierung zog sich die Gründung einer deutschen Kommission für Polarforschung lange hin.

Deutsche Polar-Kommission

Am 12. Dezember 1882 wurde in Berlin die „Deutsche Polar-Kommission“ mit Neumayer als Vorsitzendem gegründet, um eine deutsche Beteiligung an der internationalen Polarforschung zu organisieren.

Auf dem 11. Geographentag 1895 in Bremen wurde eine eigene deutsche Kommission für die Südpolarforschung mit Neumayer als Vorsitzenden ins Leben gerufen. Neumayer machte sich für die Realisierung seiner Idee stark und sammelte auch privat Spendengelder. In den Jahren 1901 bis 1903 fand die von Neumayer maßgeblich geförderte deutsche „Gauss“-Expedition in die Antarktis statt. Zeitgleich zum Beginn dieser Expedition starteten noch verschiedene andere Länder eigene Forschungsreisen.

Bestände der BSH-Bibliothek

Polarakten des 1. Internationalen Polarjahrs 1882-83

In der BSH-Bibliothek befinden sich die Akten und Dokumente der Internationalen Polar-Kommission, der Deutschen Polar-Kommission und deren Stationen sowie der Nord-, Labrador- und Süd-Expeditionen im Rahmen des Internationalen Polarjahres (IPY) 1882/83. Weiterhin sind Akten der Deutschen Südpolarforschung (1898) und des Hilfskomitees zur Rettung deutscher Forscher im Polareis (Spitzbergen, 1913) vorhanden.

Diese einmaligen Bestände stehen als Originale und als Microfiches zur Verfügung. Ihre Digitalisierung ist in Arbeit. Bitte wenden Sie sich bei Interesse an die Bibliothek.

Polarakten des 2. Internationalen Polarjahrs 1932-33

Ebenfalls in der BSH-Bibliothek vorhanden sind Akten zum 2. Internationalen Polarjahr 1932/33. Aus diesen Akten geht hervor, dass es ab Mitte der 20er Jahre einen intensiven internationalen Austausch gegeben hat. Das zweite IPY ist von Deutschland ausgegangen und bedeutete dadurch eine Anerkennung der deutschen Wissenschaft. Bitte wenden Sie sich bei Interesse an die Bibliothek.